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ÖRV-Stellungnahme zum Monturdepot in der Wiener Hofburg vom 02. August 2024

Wie in diversen Medien in den letzten Tagen berichtet wird, ist man im Begriff, die vormalige Uniformierungsgarderobe der Dienstkleidung der k. u. k. Hofbediensteten, heute Monturdepot genannt, im Halb-Souterrain des Leopoldinischen Trakts der Wiener Hofburg zeitnah abzubauen.

Das bedeutende Dokument höfischer Kultur des späten 19. Jahrhunderts soll aus den bestehenden Räumlichkeiten herausgelöst werden und einer neuen Sicherheitszentrale der Präsidentschaftskanzlei weichen. Mit der Absiedlung der hier untergebrachten Montur- und Uniformsammlung aus dem Eigentum des KHMs wurde bereits begonnen.

Das sogenannte Monturdepot, illustriert nicht nur als letzte Räumlichkeit die funktionale Hofburg, sondern ist ein außergewöhnliches Beispiel für frühe Industrie-Innenarchitektur, das aufgrund seiner sorgsamen Nutzung bis heute unverändert ist. Sämtliche Details, von den Metallkonstruktionen über die Garderobenkästen bis hin zu den Boden- und Wandfliesen sowie den Heizkörpern, sind original erhalten. Im Mai konnten wir uns selbst bei einem ÖRV-Jour Fixe davon überzeugen und waren von der Komplexität der Ausstattung, der Qualität der Ausführung und vom nahezu schadensfreien Erhaltungszustand mehr als beeindruckt.

Es dürfte sich um eine der letzten vergleich erhaltenen Raumausstattungen dieser Art in ganz Europa handeln.

Eingerichtet wurde der Raum 1908 von der Firma Ig. Gridl und zeigt passgenau in die Gewölbeflächen eingearbeitete Metallschrankreihen mit Holztüren, deren Trägerelemente fest mit dem Gebäude verbunden sind. Dies lässt nur den Schluss zu, dass die genietete Eisen-Stahl-Konstruktion und die umlaufenden Garderobenkästen zunächst in Stücke zerlegt oder zersägt werden müssen, bevor diese aus dem Raum herausgelöst werden können. Ein zerstörungsarmer Ausbau der Inneneinrichtung, die an einem neuen Ort aufgestellt werden soll, erscheint unmöglich.

Sobald das Ensemble demontiert wird, verliert es neben dem architektur- und kulturhistorischen Zusammenhang seine Einzigartigkeit und Originalität!

Der Berufsverband Österreichischer Restauratorinnen und Restauratoren - ÖRV spricht sich entschieden gegen jede Art der Veränderung oder des Abbaus des Ensembles aus. Wir fordern alle beteiligten Institutionen dazu auf, eine bauliche und funktionale Lösung zu finden, die den Bestand des Monturdepots vor Ort sicherstellt sowie eine Nutzung als textiles Schaudepot ermöglicht.

ORF Topos Bericht: https://topos.orf.at/monturdepot100 (31. Juli 2024)

FALTER Ausgabe 19/2024: https://www.falter.at/zeitung/20240507/unter-der-hofburg-ist-die-kaiserzeit-noch-fast-lebendig-aber-nicht-mehr-lange

Aktuelles vom Bundesdenkmalamt:  https://www.bda.gv.at/themen/aktuelles/2024-08-07-wien-hofburg-monturdepot.htm

Stellungnahme Denkmalbeirat: https://www.bda.gv.at/dam/jcr:ca6e7d6d-7a1d-49db-8e3a-068c638a081c/20240726_Monturdepot_Wahrnehmungsbericht.pdf (26. Juli 2024)

Stellungnahme TICCIH Austria: https://www.ticcih.at/2024/08/10/stellungnahme-ticcih-austria-zur-geplanten-aufloesung-des-monturdepot-in-der-wiener-hofburg/ (10.August 2024)