16.06.2011 | Bericht

Das NÖ Kulturdepot – Planung, Übersiedelung und Betrieb

Das ÖRV Symposium 2011 fand im neuen Kulturdepot am westlichen Stadtrand von St. Pölten statt, wo auf 3.700 m² die Kunstsammlung des Landes Niederösterreich und Sammlungsbereiche der Landesbibliothek sowie des -archivs gemeinsam aufbewahrt werden. Das Haus wurde 2009 nach zweijähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Es beherbergt neben klimatisierten Depots auch Büros für Mitarbeiter der Kulturabteilung, eine Handbibliothek, die Restaurierateliers der Kunstsammlung, sowie einen Leseraum für Archiv- und Landesbibliothek.

Das Symposium wurde von Frau Mag. Christa Scheiblauer und Mag. Anna Buelacher – beide Restauratorinnen der Kunstsammlung des Landes NÖ – organisiert. Christa Scheiblauer war unter anderem aktiv bei der Planung des Hauses involviert und Anna Buelacher hat die Übersiedlung der 50.000 Objekte umfassenden Kunstsammlung geplant und Mithilfe des kleinen hauseigenen Teams sowie externen RestauratorInnen durchgeführt.

Nach begrüßenden Worten von ÖRV-Präsidentin Mag. Beate Murr eröffnete Mag. Hermann Dikowitsch, stv. Abteilungsleiter Kunst und Kultur, das Symposium mit einem Überblick über die Kulturpolitik des Landes Niederösterreich.

Das Programm des Symposiums begann mit dem Vortrag von Dr. Joachim Huber von der Firma Prev art GmbH. Joachim Huber stand Christa Scheiblauer bei der Planung der Vorgaben für Depots und Restaurieratelier zur Seite. Sein Vortrag trug den Titel „Paradigmenwechsel im Museumsdepot? Masse, Ewigkeit und Tragbarkeit in der Sammlungserhaltung“. Huber ging auf die Möglichkeiten der konservatorisch bestmöglichen und gleichzeitig ressourcenschonendsten Aufbewahrung von Sammlungen ein. Dabei hielt er ein Plädoyer für das „Entsammeln“ von Kultureinrichtungen, das als sehr kontroverses Thema für emotionale Diskussionen im Anschluss sorgte. Die anwachsenden Sammlungen und die parallel dazu immer weiter gekürzten Budgets führen zu unlösbaren Problemen und können eine bestmögliche Lagerung aller Objekte kaum mehr gewährleisten.

Danach sprach Mag. Christa Scheiblauer über die Planung und den Bau der Depots und der Restaurierung der Landessammlung. Sie gab einen Einblick in das grundlegende Konzept und die konservatorischen und technischen Vorgaben für das Haus.

Nach einer Kaffee- und Kuchenpause sprachen Mag. Anna Buelacher, Mag. Beatrix Zeugswetter und Elisabeth Macho-Biegler über die Umsiedlung der Objekte, bzw. über die vorbereitenden Arbeiten dazu.

Anna Buelacher schilderte die anstrengende und planungsintensive Übersiedlung der Kunstsammlung des Landes NÖ aus den verstreut liegenden Depots in das neue Kulturdepot. Das gesamte Projekt war ein enormer Kraftakt, bei dem innerhalb von 6 Monaten ein Großteil der Objekte übersiedelt und eingelagert werden konnte.

Beatrix Zeugswetter erläuterte die vorbereitenden Reinigungs- und Festigungsarbeiten an 1.700 Gemälden und Papierarbeiten, die im unklimatisierten und überfüllten Außendepot in Hainburg gelagert waren. Zuletzt sprach Elisabeth Macho-Biegler in ihrem Vortrag über die Zustandserhebung, sowie die Reinigung und Verpackung von 116 textilen Sammlungsgütern vor der Übersiedlung, die ebenfalls in Hainburg gelagert waren. Einige Objekte zeigten einen aktiven Mottenbefall und wurden mit Stickstoff begast.

Im Anschluss an die Vorträge gab es die Möglichkeit das Depot zu besichtigen. In Gruppen zu unterschiedlichen Schwerpunkten (Technikraum, Textildepot, Fotodepot) wurden alle Anwesenden durch das weitläufige Gebäude geführt.

Das Symposium war ein voller Erfolg, es gab durchwegs positive Rückmeldungen. Die Teilnehmerzahl belief sich auf ca. 80 Personen.