23.09.2010 | Bericht

Technology and Interpretation: Reflecting the Artist’s Process

Treffen der ICOM-CC Arbeitsgruppe ATSR
23. und 24. September 2010

Am 23. und 24. September 2010 fand am Institut für Konservierung und Restaurierung das vierte Treffen der ICOM-CC Arbeitsgruppe ATSR – Art Technological Source Research - statt. Die Methodologie technologischer Quellenforschung umfasst Interpretationen schriftlicher, bildlicher und anderer historischer Quellen, Rekonstruktionen von Herstellung und Verarbeitung unterschiedlichter Materialien und Arbeitsprozesse so wie Untersuchungen an Kunstwerken. Die Bandbreite der vertretenen wissenschaftlichen Disziplinen - von Restaurierung, Geschichts- und Kunstwissenschaften zu naturwissenschaftlichen Fächern - belegte beeindruckend den transdisziplinären Ansatz kunsttechnologischer Forschung.

Fokus des diesjährigen Treffens war der künstlerische Arbeitsprozess, wie er sich im Werk selbst manifestiert und durch Skizzen, Fotos, Briefe und andere persönliche Aufzeichnungen belegt werden kann. Die vorgestellten Projekte setzten sich aus dieser Perspektive mit dem Werkprozess von Künstlern wie etwa Rembrandt, Vinzent Van Gogh, Ernst Ludwig Kirchner, Lyonel Feininger oder Edward Munch auseinander. Viele Beiträge behandelten weiters Künstlertraktate, das klassische Quellenmaterial kunsttechnologischer Forschung, wobei auch zu so bekannten Quellenschriften wie den Theophilus Presbyter zugeschriebenen Texten neue Erkenntnisse präsentiert werden konnten. Aber auch ungewöhnlichere Quellen wie mündliche Überlieferungen von Handwerkstechniken in Bhutan, Prozessakte oder historische Darstellungen von Werkstätten wurden reflektiert. Zahlreiche Forschungsprojekte belegten, wie durch die Verbindung von Quelleninterpretation einerseits und Rekonstruktionen dort beschriebener Techniken bzw. Beobachtungen und Untersuchungen am Kunstwerk andererseits erst ein umfassendes Verständnis künstlerischen Schaffens ermöglicht wird. Die Beiträge umfassten etwa eine Gegenüberstellung der Aufzeichnungen des Dürnsteiner Abtes Hieronymus Übersbacher mit Untersuchungen der barocken Ausstattung des Stiftes, einen Vergleich der Anleitung zur Herstellung von Pastellkreiden des niederländischen Künstlers Rienk Jelgerhuis mit Beobachtungen an seinen Pastellzeichnungen oder Interpretation und Rekonstruktion von frühen Rezepten zur Herstellung von Bleiweiß, farbigen Überzügen oder Holzbeizen.

So unterschiedliche Projekte wie umfangreiche Materialanalysen an barocken polychromen Skulpturen in Coimbra, Reflexionen zur Kontroverse um Malmaterialien im späteren 19. Jahrhundert oder eine Metastudie zu den Mustern der Verbreitung von künstlerischen Materialien und Techniken zeichneten ein vielschichtiges und differenziertes Bild künstlerischer Produktion und deren Bedingungen.