26.10.2010 | Bericht

Zusammenfassung des Abschlußberichts des KUR-Projektes "Massenentsäuerung auf dem Prüfstand"

In der deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main fand am 26. Oktober 2010 der Abschlußbericht des 2008 begonnen Projekts „ Massenentsäuerung auf dem Prüfstand“ statt. Das Projekt war Teil des gemeinsamen Förderprogramms zur Konservierung und Restaurierung von gefährdetem Kulturgut (KUR) der Kulturstiftung des Bundes und der Länder Deutschlands. Es handelte sich um eine Kooperation der Deutschen Nationalbibliothek (Projektträger) mit der Deutschen Staatsbibliothek, der Schweizer Nationalbibliothek und dem Department für Chemie der Universität für Bodenkultur in Wien, wobei letzteres die Untersuchungen durchführte.

Der Abschlußbericht wurde von Ao.Univ.Prof. Dipl.-Chem. Dr.rer.nat. Antje Potthast (Universität für Bodenkultur Wien, Abteilung für Organische Chemie) vorgetragen.

Ziel des Projektes war es die Nachhaltigkeit und Effizienz der seit den 1990er Jahren durchgeführten Massenentsäuerung von Bibliotheks – und Archivgut zu evaluieren. Dafür dienten die Bestände der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und der Staatsbibliothek in Berlin, die zwischen 1994 und 2006 entsäuert wurden, als Untersuchungsgrundlage.

Es kamen unterschiedliche Entsäuerungsverfahren, wie das Papersave -, das Libertec - und das CSC Booksaver-Verfahren zur Anwendung, wodurch ein direkter Vergleich dieser Verfahren möglich war.

Frau Potthast erläuterte einleitend, dass sich ihrer Meinung nach die Effektivität der Massenetsäuerung primär durch die Untersuchung der Molmassenverteilung der Cellulosemoleküle und der Messung des pH-Werts untersuchen lässt. Die Kettenlänge der Cellulosemoleküle wurde an künstlich gealterten Büchern und an Referenzbüchern der gleichen Auflage aus Antiquariaten durchgeführt. Weiters wurde die Verteilung des eingebrachten alkalischen Mediums im Papier mittels XRF (X-ray fluorescence) analysiert.

Die Molmassenverteilung zeigte, dass die Kettenlänge von entsäuerten Papieren nach der künstlichen Alterung durchschnittlich um 17 % abnahm, während diese bei nicht entsäuerten Papieren nach der Alterung durchschnittlich um 41 % reduziert war.

Die Schwankungsbreite der gemessenen pH-Werte nach der Entsäuerung war sehr hoch. Dies ist auf die ebenfalls hohe Diversität der Ausgangswerte zurückzuführen. Jedoch ist stets eine Steigerung des pH-Werts nach der Entsäuerung messbar. Die Alterung des Materials führt vermutlich zu einer teilweisen Rücksäuerung.

Die gleichmäßige Verteilung des Entsäuerungsmediums durch die gesamte Papierdicke ist essentiell für eine homogene Entsäuerung. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass dies nach der Anwendung aller oben genannten Verfahren gegeben war. Nur bei Libertec war an der Papieroberfläche eine höhere Konzentration des Entsäuerungsmediums als im Zentrum messbar.

Die Untersuchungen zeigten, dass die Lebensdauer eines Buches durch die Massenentsäuerung um den Faktor 2,5 bis 3 verlängert werden kann. 2011 sollen die Ergebnisse im Detail publiziert werden.